Siechfried
Eine triftige Tragödie
von Jens Seipolt und Lars J. Lange
Synopsis
1. Szene
Ägypten, lange vor der Zeitrechnung: Siechfried, der als Kind auf einer schneebedeckten Düne am Ufer des Nils ausgesetzt und von der pausenlos singenden Tochter des Pharaos adoptiert und aufgezogen wurde, ist zu einem kühnen Helden gereift und streunert zwanglos auf einer Pyramidenbaustelle umher. Dort erzählt ihm eine kanaanäische Gastarbeiterin von der Unterdrückung ihres Volkes durch den Pharao und wird daraufhin von einem ägyptischen Sklaventreiber erschlagen. Siechfried rächt ihren Tod, indem er mit seinem Schwert den Aufseher niederstreckt. Es erscheint Siechfrieds leibliche Mutter, die ihm schimpfend nahelegt, Ägypten zu verlassen und sich den Nomaden in der Wüste anzuschließen.
2. Szene
Siechfried folgt ihrem Rat und jobbt bei den Nomaden als Schafhüter. Vom Nomadenchef beim Dösen erwischt wird ihm von diesem vorgehalten, dass er seine Arbeit nicht mit dem nötigen Pflichtbewußtsein verrichte, zumal in der Gegend Schafe reißende Lindwürmer gesichtet worden seien, die besondere Wachsamkeit erforderten. Siechfrieds kindlicher Übermut läßt ihn die Gefahr unterschätzen; erst, als grausige Lindwurmlaute aus nicht allzu weiter Ferne ertönen, zieht er prophylaktisch sein Schwert, erliegt aber alsbald seiner Schläfrigkeit. Wenig später erscheint ein grauenerregender Lindwurm und tötet eines der wehrlosen Lämmer. Zu spät erwacht Siechfried und ersticht das Untier. Auf der entstandenen Blutlache ausgleitend nimmt er plötzlich eine übersinnliche Stimme wahr: Es ist ein brennender Dornbusch, der Siechfried Strümpfe schenkt und ihm den Auftrag gibt, das Volk der Kanaaniter aus der Knechtschaft zu befreien und nach Mexiko zu führen. Hierzu gibt er ihm eine Zauberformel an die Hand, mit der er die Schafsherde in Ballettschafe verwandeln kann, die mit einer Tanzeinlage des Pharaos Herz erweichen sollen, auf dass dieser alle Sklaven freilasse. Auf dem Weg zum Palast trifft Siechfried einen unablässig reimenden Kartoffelmann, der ihm bei dem Vorhaben zur Seite stehen will.
3. Szene
Leider beeindrucken die Schafe den Pharao nicht in ausreichendem Maße, doch als Siechfried im Palast Pharaos stetig singender Tochter (seiner Adoptivmutter) begegnet, die sich alsbald in den dichtenden Kartoffelmann verliebt, eröffnet sich eine neue Möglichkeit; da ihr Liebeswerben mit einem immer intensiveren Gesange einhergeht, der des Pharaos Nerven strapaziert, lässt sich dieser auf einen Handel ein: Sollte Siechfried es schaffen, seiner Adoptivmutter das Singen auszutreiben, erhält er für jedes von ihr gesprochene Wort einen Sklaven frei. Der Kartoffelmann entflieht unterdessen den Annäherungsversuchen der Königstochter.
4. Szene
Nach einem gescheiterten Experiment, Pharaos Tochter das Singen abzugewöhnen, erscheint Siechfried erneut die Stimme des Dornbuschs, die ihn ermuntert, jenen Zauberspruch, der die Schafe tanzen machte, dergestalt umzudichten, dass er Siechfrieds Adoptivmutter zum Sprechen bringe. Allerdings ist dieser Hinweis mit der Warnung verbunden, dass Siechfried besser nicht die Herkunft des Zaubers preisgebe, da er sonst für einen Magier gehalten werden würde, der aufgrund unverhoffter Popularität keine ruhige Minute mehr hätte. Siechfried beginnt, einen Zauberspruch zu improvisieren, der überraschenderweise Wirkung zeigt: Pharaos Tochter beginnt den ungesungenen Vortrag eines Gedichtes, der bald darauf Schaulustige anlockt. Auch der Pharao erscheint und sichert Siechfried nun die Freilassung der Kanaaniter zu. Alles scheint sich zum Guten zu wenden, doch plötzlich stellt Pharao die verhängnisvolle Frage nach der Ursache der Heilung seiner Tochter. Siechfried, von neugierigen Gaffern umstellt, gerät in Panik, die sich erst wieder legt, als in weiter Ferne ein Schwan hörbar wird, der in ihm die Hoffnung erweckt, abgeholt zu werden. Siechfried beschließt daraufhin, das erlöste Volk allein nach Mexiko ziehen zu lassen, und plant für sich selber einen heldengemäßen Abgang.
Die literarhistorischen Vorbilder
Die Bibel, Altes Testament, 2. Mose 2-14
Ein Kind hebräischer Herkunft wird von seinen Eltern aus sozialen Gründen am Nil ausgesetzt und von der Tochter des ägyptischen Pharao adoptiert, großgezogen und Mose genannt. Zu der Zeit, als Mose groß geworden ist, sieht er, wie ein Ägypter einen seiner hebräischen Brüder schlägt, und tötet darauf jenen Ägypter. Der Pharao trachtet Mose daraufhin nach dem Leben, was Mose zur Flucht ins Land Midian veranlasst. Dort heiratet er und hütet die Schafe seines Schwiegervaters. Als er zufällig in der Gegend des Gottesberges Horeb seine Schafe weidet, erscheint ihm der Engel des Herrn in Form eines brennenden Dornbuschs; dieser Engel erzählt ihm von der Unterdrückung des Volkes Israel in Ägypten und beauftragt ihn, dieses zu befreien und in ein Land zu führen, in dem Milch und Honig fließen. Moses befürchtet, dass man seinem göttlichen Auftrage keinen Glauben schenkt und bittet den Herrn deswegen um ein, zwei Wunder. Mit letzlich drei Wundern in der Tasche macht sich Mose auf den Weg nach Ägypten, trifft unterwegs einen gewissen Aron, der sich als glänzender Rhetoriker erweist und Mose fortan bei der Mission behilflich sein will. Bei Pharao angekommen führen die beiden ihm ihre Wunder vor (u.a. verwandelt sich Moses Wanderstab in eine Schlange), was den Pharao aber unberührt lässt (seine Zauberer beherrschen den gleichen Trick) - daraufhin zieht Gott, der Herr, andere Saiten auf und gibt Mose zehn Plagen in die Hand, die Ägypten heimsuchen und die Sturheit des Pharao brechen sollen. Nach der 10. Plage geht die Rechnung auf, und Pharao gewährt dem Volke Israel seine Ausreise - allerdings bereut er seinen Großmut allzubald: Flugs schickt er den Migranten seine kompletten Landstreitkräfte hinterher, um seine Sklaven wieder zurückzuholen. Am Schilfmeer angekommen teilt der noch immer mit göttlicher Wunderkraft ausgestattete Mose die Fluten, so dass das Volk Israel trockenen Fußes das Gewässer durchschreiten kann. Als des Pharaos Armee folgen will, stürzen die Wogen über ihr zusammen, worauf das gerettete Volk einen Lobgesang anstimmt.
Richard Wagner, Der Ring des Nibelungen, Zweiter Tag: Siegfried
Siegfried, ein Wälsungenspross, den eine gewisse Sieglinde in der Höhle des Nibelungen Mime sterbend gebahr, ist von dem Zwerg als sein eigener Sohn aufgezogen worden. Inzwischen ist er zum starken Jüngling herangewachsen, der mit Riesenkraft jedes ihm von Mime geschmiedete Schwert zerbricht. Eines Tages erzählt Mime Siegfried von einem furchterregenden Lindwurm, der in einer Höhle am Ende des Waldes hause. Siegfried ist begierig, das Fürchten zu lernen und macht sich mit einem selbstgeschmiedeten Schwert auf den Weg zu dem Ungeheuer. Im Walde angekommen streckt er sich zunächst unter einer Linde zur Ruhe nieder und spielt auf seinem Horn zu dem Gesang eines Waldvogels. Davon erwacht der wilde Wurm, der zuvor schlafend in seiner Höhle gelegen hat. Ein heftiger Kampf beginnt, den Siegfried mit einem gezielten Stich in des Wurmes Herz beendet. Der Drache stirbt, ohne den Helden das Fürchten gelehrt zu haben. Statt dessen gerät Siegfried in Kontakt mit dem Blut des Verstorbenen und versteht daraufhin die Sprache des Waldvogels. Dieser erzählt ihm von einer wunderschönen Maid, die schlafend auf dem Gipfel eines feuerumloderten Felsens ruhe und ihrer Befreiung harre. Wer das Fürchten nicht kenne, dürfe es wagen, die Flammen zu durchschreiten, um die herrliche Maid zu erwecken und als Braut zu gewinnen. Von sehnender Liebe und Abenteuerlust jäh erfasst, springt Siegfried auf und folgt dem Vöglein, das ihm den Weg zu jenem Flammenwall weist. Diesen furchtlos durchschreitend sieht er zum ersten Mal in seinem Leben eine Frau und bekommt es endlich mit der Angst zu tun...
Richard Wagner, Lohengrin, Romantische Oper in drei Akten
Antwerpen, 10. Jahrhundert: Elsa von Brabant wird zu Unrecht des Mordes an ihrem Bruder verdächtigt und muss sich auf einem Gerichtsplatz am Ufer der Schelde vor König Heinrich verantworten. Aus heiterem Himmel erscheint ein Schwan, der einen Kahn hinter sich herzieht, darinnen Lohengrin, ein Ritter in glänzender Silberrüstung, den keiner kennt und der Elsa erfolgreich verteidigt und anschließend heiratet. Eine Bedingung stellt er ihr allerdings: "Nie sollst du mich befragen, noch Wissens Sorge tragen, woher ich kam der Fahrt, noch wie mein Nam' und Art!" Als Elsa ihn eines Tages doch fragt, kündigt Lohengrin nach Preisgabe seiner Identität an, wieder von dannen ziehen zu müssen: Es gebe ein Gesetz der Gralsritter, demzufolge ein jeder von ihnen unerkannt herumreisen müsse, um unschuldig in Not geratenen Menschen zu helfen. Da seine Herkunft nun entdeckt ist, erscheint wieder der Schwan, um den Ritter abzuholen und zur Gralsburg "Montsalvat" zu bringen.
Darsteller | |
Feuerwehrmann | Bernd Hoffmann |
Siechfried | Lars J. Lange |
Siechfrieds Mutter | Ute Gebauer, Sandra Schley |
Siechfrieds Schwester | Christian Günther, Jürgen Heidemann |
Rachel, des Pharaos Tochter | Anneke Lobeck, Ulrike Singer |
Eine kanaanäische Gastarbeiterin | Miriam Große, Daniela Stein |
Peitschen-Paula, eine ägyptische Aufseherin | Ulrike Harmjanz, Stefanie Schenk |
Ein nonnuptialer Nomadenchef | Simone Krüger, Philipp Wendt |
Ein Lindwurm | Florian Koslowski |
Ein (ver)brennender Dornbusch | Christian Günther, Jürgen Heidemann |
Ein Kartoffelmann | Sebastian Mehling, Tilo Zepernick |
Pharao | Ralph Döring-Schleusener, Christian Günther |
Pfadfinder | Andrea Gallaus, David See |
Blechestanzer, Gastarbeiter, Schafe, | Ute Gebauer, Miriam Große, Christian Günther, Ulrike Harmjanz, Florian Koslowski, Susanne Kron,Simone Krüger, Anneke Lobeck, Marie-Kristin Ohms, Stefanie Schenk, Ulrike Singer, Daniela Stein, Stefanie Walker, Philipp Wendt |
Musiker | |
1. Klavier | Helge Pfläging |
2. Klavier | Jens Seipolt |
Schlagzeug | Sebastian Bayer |
Stab | |
Regie | Sandra Schley |
Musikalische Leitung | Jens Seipolt |
Choreographie | Viola Kuch |
Produktionsleitung | Ute Gebauer, Daniela Stein |
Werbung | Ute Gebauer |
Souffleur | Bernd Hoffmann |
Bühnenbild | Ulrike Harmjanz, Simone Krüger, David See |
Kostüme | Miriam Große, Marie-Kristin Ohms, Stefanie Walker |
Maske | Ulrike Harmjanz |
Requisite | Florian Koslowski, Philipp Wendt |
Licht- und Tontechnik | Julian Hoffmann, Olaf Kesch, Karl Mustermann |
CD-Aufnahme | Firas Baggah |
Bühnentransport und -aufbau | Christian Günther, Anneke Lobeck |
Kartenvorverkauf | Marie-Kristin Ohms |
Abendkasse | Sven Koslowski |
Pausenverkauf | Susanne Kron |
Schauspielerversorgung | Ulrike Singer |
Songs
Ouvertüre
Vorstellungssong
Lied der kanaanäischen Gastarbeiterin und ihrer Leidensgenossen beim Bau einer Pyramide
Siechfrieds Schlachtliedruf
Schimpflied
Kleines Prelude
Schafhirtensong
Lindwurmsong
Siechfrieds Schlachtliedruf (Reprise)
Blutzauber
Dornbusch-Rap
Oxysept
Pharao
Siechfrieds Sonderangebot
Dada-Traumlied
Großes Prelude
Schneelied
Der Exorzist
Allgemeine Begeisterung über Rachels plötzlich einsetzenden Sprachfluß
Arie
Abschiedssong
Finale